Die Schrecken des Krieges
Wer heute die Bundesstraße 208 von Roggendorf Richtung Ratzeburg entlang fährt, kommt durch die kleine Ortschaft Breesen-Chaussee. Nichts deutet darauf hin, dass sich hier einmal ein Stück europäischer Geschichte abgespielt hat. Genauer gesagt: ein Stück portugiesischer und deutscher Geschichte. Die Deutsch-Portugiesische Gesellschaft hat gemeinsam mit der Gemeinde Roggendorf und dem Agrarmuseum Breesen ein Stück portugiesischer Geschichte aufgespürt, das sich genau hier zugetragen hat: an der heutigen Bundesstraße 208 in den Jahren 1917 bis 1919.
Das alte Foto zeigt einen portugiesischen Soldaten auf dem Weg zum Schiff, das ihn zum Einsatz gegen deutsche Truppen in Afrika bringen wird Portugiesische Soldaten im Schützengraben an der Front in Nordfrankreich, 1917/18. Rund 5000 von ihnen geraten in Kriegsgefangenschaft.

Am Rande des Breesener Moors stand das einzige Kriegsgefangenenlager für portugiesische Offiziere, das es in Deutschland jemals gegeben hat. Doch wie kam es eigentlich dazu, dass Portugal in den I. Weltkrieg verwickelt wurde? Die Beziehungen zwischen Deutschland und Portugal sind schließlich mehr als 900 Jahre alt. Und sie waren fast immer friedlich. Doch plötzlich wurde alles anders. Nachdem deutsche U-Boote zahlreiche Schiffe, die auf den Weg nach Portugal waren, versenkt hatten, entschloss sich die Regierung in Lissabon, 72 deutsche Handelsschiffe zu beschlagnahmen, die in den Häfen des neutralen Portugals seit 1914 Zuflucht gefunden hatten. Deutschland sah dies als Kriegsgrund an. "Viel Feind, viel Ehr", meinte Kaiser Wilhelm II. und beauftragte den deutschen Geschäftsträger in Lissabon, Friedrich von Rosen, dem portugiesischen Außenminister die deutsche Kriegserklärung zu überreichen.

Unter dem Drängen seiner Verbündeten Großbritannien und Frankreich entschloss sich Portugal nun, Truppen an die Front in Nordfrankreich zu schicken. Vom 2. Februar 1917 bis zum Kriegsende am 11. November 1918 führten Portugiesen und Deutsche dort einen blutigen Krieg. Von den insgesamt mehr als 100 000 portugiesischen Soldaten ließen über 30 000 ihr Leben. Portugal erhielt einen eigenen Frontabschnitt zugeteilt, am Flüsschen Lys im äußersten Norden Frankreichs. Der Abschnitt war bis zu 18 Kilometer breit. Die portugiesischen Soldaten waren unerfahren und schlecht ausgerüstet. Die Verbindungen zu den britischen und französischen Einheiten waren miserabel. Viele Portugiesen konnten sich sprachlich mit den Verbündeten nicht verständigen.
Dies nutzten die Deutschen aus. Monatelang ging schweres Granatfeuer auf die portugiesischen Linien nieder, am schlimmsten am 9. April 1918 (Schlacht von Armentieres). Trotz der großen Verluste hielten die Portugiesen ihren Frontabschnitt. Letztlich gerieten etwa 5000 Soldaten Portugals in deutsche Gefangenschaft, die ersten bereits im Frühjahr 1917. Fast alle Offiziere, nämlich 261, kamen in das Kriegsgefangenenlager Breesen.

 

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